Dienstag, 23. Juni 2015

Frauenfußball - unterbezahlte Sportlerinnen?


Täglich lese ich in meiner Frühstückspause die "Hamburger Morgenpost", kurz: MOPO.

Von der Polemik her nicht ganz BILD-Niveau, aber auch nicht überragend anspruchsvoll, vollkommen ausreichend für eine kurze Pause. Hin und wieder sind auch feministische Artikel drin, meistens die üblichen Fehlinformation wie z.B. die Gender-Pay-Gap und ähnliches, aber es hält sich glücklicherweise in Grenzen - auch ein Grund, warum ich diese Zeitung immer noch lese.

Heute war ein interessanter Verleich in der Zeitung, nämlich der Gehaltsvergleich von Thomas Müller und der Star-Spielerin unserer Frauen-Fußballnationalmannschaft Celia Sasic - leider ist der Artikel nicht
Online.

Dort wird bemängelt, dass Müller ca. das 100-fache dessen verdient, was die Starspielerin bekommt, dass sie lediglich ca. 100.000 Euro im Jahr verdient und das Bundesligaspielerinnen nur etwa 10.000 Euro Jahresgehalt haben.
Wie immer ein interessanter Vergleich! Ganz klar eine Diskriminierung! Oder doch nicht ... ?

Nur mal so ein paar Zahlen:
Die höchste Zuschauerzahl der Frauenbundesliga war in der Saison 2013/2014 mit 156.458 Zuschauern bei 132 Spielen, also ein Schnitt von 1.185 Zuschauen pro Spiel.

Quelle:
http://www.framba.de/content/index.php?option=com_content&view=article&id=1615

Die Herren-Bundesliga hatte ihre beste Saison 2011/2012 mit 13.805.496 Zuschauern in 306 Spielen, was einem Schnitt von 45.116 Zuschauern pro Spiel entspricht. Vier Herren-Spiele reichen also aus, um mehr Zuschauer zu erzielen, wie die gesamte Frauen-Bundesliga in einer Saison.

Quelle:
http://www.kicker.de/news/fussball/bundesliga/spieltag/1-bundesliga/zuschauer-geschichte.html

Sieht man sich jetzt die Eintrittspreise an, so erhält man folgende Informationen:
Die SpVgg Greuther Fürth hat in der gesamten Bundesliga den niedrigsten Schnitt bei Einzelkarten, er liegt bei 27 Euro pro Ticket, der höchste ist der des Fast-Absteigers HSV mit 43,25 Euro.

Quelle:
http://de.statista.com/statistik/daten/studie/169384/umfrage/preis-pro-einzelticket-der-bundesliga-vereine/

In der Frauen-Bundesliga liegt der Schnitt bei 7,67 Euro pro Karte. Am günstigsten ist Bayer 04 Leverkusen mit 5 Euro, am teuersten ist FCR 2001 Duisburg mit bis zu 12 Euro.

Stellen wir also fest:
Thomas Müller erzielte mit seinem Verein Bayern München folgende Einkünfte: 40,44 Euro pro Ticket bei einem Schnitt von 71.000 Zuschauern. Das macht in Summe 2.871.240 Euro pro Spiel x 17 Heimspiele = 48.811.080 Euro. Hinzu kommen Werbeeinnahmen durch Merchandizing, Championsleague und noch vieles mehr.

Selbst Greuther Fürth erzielte mit 27 Euro pro Ticket und 11.793 Zuschauern in der 2. Bundesliga noch 318.411 Euro pro Heimspiel und damit 5.412.987 Euro pro Saison.

Der Topverein der Frauenbundesliga - was die Zuschauerzahlen betrifft - ist der VFL Wolfsburg. Pro Spiel kommen im Schnitt 3.728 Zuschauer, was bei einem Eintrittspreis von 8 Euro eine Summe von
29.824 Euro und pro Saison 11 Heimspielen 328.064 Euro ergibt.

Bayern München verdient also pro Spiel das 96,27 fache wie Wolfsburg und pro Saison das 148,78 fache. Gleichzeitig haben aber die Bundesliga-Spieler 12 Spiele mehr pro Bundesliga-Saison zu bewältigen, also eine deutlich höhere Arbeitsbelastung wie die Frauen - von der härteren und anspruchsvolleren Spielweise will ich mal absehen.

Wie gesagt, Nebeneinnahmen der Vereine sind nicht mitgerechnet.
Wenn man das ganze betrachtet, ist Thomas Müller nicht überbezahlt! Auch in diesem Artikel wurde - mal wieder - auf hohem Frauenniveau gejammert.

Da diese "Diskussion" schon bei der letzten Frauen-WM aufgekommen ist, fürchte ich, wird uns dieses Thema erhalten bleiben ...

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